Habt Ihr auch Schwierigkeiten mit Eurem Gewicht? Ich habe mit einem Semaglutid Präparat begonnen und möchte meine Erfahrungen hier teilen...
Habt Ihr auch Schwierigkeiten mit Eurem Gewicht? Ich habe mit einem Semaglutid Präparat begonnen und möchte meine Erfahrungen hier teilen…
Mittlerweile bin ich 50. Und eigentlich nehme ich zu, seitdem ich aus der Schule bin. Besonders viel habe ich immer dann zugenommen, wenn Kinder im Anmarsch waren, ich war also „mit schwanger“.
Um konkret zu sein, habe ich mich in den letzten Jahrzehnten immer an der 100 Kilo – Linie wiedergefunden. Und fand es dann relativ leicht, wieder in Richtung von 85 – 90 Kilo runter zu kommen.
Bei 183 cm Körpergröße ist das immer noch ein relativ hoher BMI. Aber ich glaube irgendwie auch an die Theorie mit den schweren Knochen und habe selbst als ausgewachsener Schüler, der aktiv Rennrad gefahren ist, nie unter 75 Kilo gewogen.
Fettige Inflation
In den letzten ein bis zwei Jahren ging das Gewicht plötzlich hoch. 10% mehr Fett. Quasi meine persönliche Inflation. Aus der 100 Kilo Linie wurde die 110 Kilo Linie. Mit dem JoJo aus Sport – Gewichtsabnahme – Streß – Gewichtszunahme.
Beim Arzt heisst es immer: „Abnehmen wäre gut“. Aber wenn man so ein Genussmensch ist wie ich, fällt das wirklich nicht leicht. Ich meine, guckt hier in den Blog … Es geht zu 90% um gutes Essen … Aber ich konnte auch nicht ignorieren, dass viele Vitalwerte wie z.B. Blutzucker, Cholesterin, Leberwerte sich angefangen hatten, deutlich negativ entwickeln. Verursacht durch das Übergewicht.
Der Einstieg in den Ausstieg
Im Dezember letzten Jahres hatte ich mir das Rauchen abewöhnt. Das ging erstaunlich leicht. Ich glaube, dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen raucht niemand in meiner Umgebung mehr. Vor zwei Jahren erst war ich auf IQOS umgestiegen. Erst nachdem Ihr aufgehört habt, werdet Ihr merken, wie erbärmlich das Zeug stinkt! Da sitzen tausende Menschen bei Philip Morris in der Produktentwicklung. Die angeblich 4,5 Mrd. US-$ gekostet haben soll. In der Pressemitteilung liest sich das total euphorisch: „In IQOS stecken mehr als ein Jahrzehnt wissenschaftlicher Entwicklungsarbeit, ca. 4,5 Milliarden US-Dollar an Forschung und mehr als 4.300 registrierte Patente.“
Und dann riecht das Zeug wie karamelisierte volle Babywindeln…
Du kennst das Geräusch, wenn neben Dir einer an einer Zigarette zieht? Deren Glut sich dann entfacht. Das leise Knistern. Der kratzende Rauch in der Kehle, den Du wieder zu spüren meinst. Also genau das gibt es nicht bei IQOS. Im Grunde ist es ein Art stinkendes Nikotinpflaster. Aber das ist eben gleichzeitig das Tolle daran: Wenn Du aufhörst, ist es eine harte Woche. Aber wenn Jemand neben dir IQOS raucht, würde es Dir nicht im Traum einfallen, Dir wieder ein Gerät zu kaufen und eine Packung HEETS und wieder loszulegen.
In Mallorca wurde während der Corona-Zeit das Rauchen am Tisch in Aussenbereichen von Gastronomien verboten. Die Menschen mussten auf die Bürgersteige. Und komischerweise geschah das relativ selten. Und man gewöhnte sich einfach an, beim Ausgehen weniger zu rauchen. Die mit den „Grünen“ etwa vergleichbare Podemos Regierung hielt dann einfach – vermutlich rechtswidrig – an dem Verbot fest. Auch als alle Corona-Massnahmen beendet waren, blieb das Rauchen am Tich verboten. Und bis heute sehe ich kaum noch Menschen auf Mallorca, die rauchen.
Aber wann nimmst Du ab?
Der alte Hypochonder suhlte sich in Selbstzufriedenheit. Das vermeintlich größte Problem, das Rauchen, war gelöst. Hoffentlich noch rechtzeitig, um die nächsten Jahre ohne Lungenkrebs davon zu kommen. Aber wie auch immer, das liegt nicht mehr in meiner Hand.
Damit drängte sich das Abnehmen mehr in den Vordergrund. Denn hier wurde mir immer mehr klar, daß es für meine Gesundheit genauso wichtig wäre, das irgendwie erfolgreich hinzukriegen. Ich war im Grunde gar nicht unzufrieden. Fühlte mich fit genug, war mit einer Frau verheiratet, die sowieso viel besser aussieht als ich. Und hatte also objektiv wenig Gründe, nicht jeden Morgen selbst zufrieden auf meine Plauze zu starren und mir – erleichtert durch die mittlerweile altersbedingt geringere Sehstärke – einzureden, das sähe doch gar nicht so schlecht aus.
Aber als mich dann ein Freund anrief und sagte, ein gemeinsamer Bekannter hätte mit einem Medikament viel Gewicht verloren, war meine Neugierde geweckt. Anfangs klang das noch wie ein halblegaler Geheimtip. Und ich hatte die Vorstellung von Transaktionen, die im Hinterzimmer der Apotheke stattinden. So mit Köfferchen und Bargeld oder so. Aber tatsächlich hatte die EU Arzneimittelbehörde das Medikament bereits freigegeben und empfohlen für Patienten ab einem BMI von über 30.
Mit dem gleichen BMI hatte ich damals eine frühe Covid – Impfung „gewonnen“. Und tatsächlich stellte es sich als überhaupt kein Problem heraus, die Monatsdosis des Präparats von meinem Internisten verschrieben und verabreicht zu bekommen. Ich bekomme Ozempic, der Wirkstoff heißt Semaglutid und gehört zu den Glucagon-like Peptide-1-Agonisten (GLP-1-Agonisten). Wie der NDR weiter in dem Beitrag „Ein Diabetes Medikament lässt die Pfunde purzeln“ berichtet, senkt das Medikament den Blutzuckerspiegel, reduziert das Herz-Kreislauf-Risiko sowie das Risiko von Nervenschäden. Der Wirkstoff ahmt einen körpereigenen Botenstoff, das Hormon GLP-1, nach. Dieser kommt normalerweise aus dem Magen-Darm-Trakt und meldet dem Gehirn Sättigung. Außerdem verlangsamt er die Magenentleerung.
Semaglutid – Plazebo doppelblind
Bevor ich mir ein Semaglutid – Präparat verschreiben ließ, hatte ich mich auch ausgiebig mit den Studien beschäftigt. Die sind wirklich extrem eindrucksvoll. Eine Gruppe von mehreren tausend Probanden hatte im Median 10-20% abgenommen über einen Zeitraum von gut 60 Wochen. Die Plazebo-Gruppe nur etwa 5%. Nebenwirkungen werden natürlich auch berichtet: Von Übelkeit über Durchfall und Verstopfung (gleichzeitig?!) bis hin zu Gallensteinen ein unangenehmes Programm, aber sicher weniger schlimm als die Folgen von Übergewicht. Bedenklicher tatsächlich, daß nach Absetzen des Präparats die Pfunde wohl wieder draufkommen. Und damit möglicherweise lebenslang das Mittel genommen werden müsste. Was dann die Kassen sicher nicht zahlen würden, da der BMI ja nicht mehr über 30 läge.
In der Regel wurde die Behandlung begleitet mit Ernährungs- und Sportprogrammen. Offensichtlich hatte der Hersteller eine Goldgrube für sich gefunden. Denn was könnte in unserer westlich dekadenten Gesellschaft besser sein, als die pharmazeutische Stütze für die gute Figur? A propos dekadent. In Presseberichten wurde darüber berichtet, eine Spritze koste $ 1600,-. Vielleicht war das ein anderes Präparat. Oder die Preise in Spanien sind günstiger. Jedenfalls habe ich hier 160 € bezahlt für die Monatspackung..
Seit zwei Wochen spritze ich jetzt Ozempic. Spritzen ist fast zu viel gesagt, die kleine Einwegspritze, die ich einmal die Woche aus ihrer Packung pule, ist so fein, das ich sie nicht einmal spüre. Sie wird auf ein Röhrchen gesetzt, das das Präparat enthält und dann wird die über ein Drehrädchen definierte Dosis unter die Haut „geschossen“. Der Profi nennt das „subkutan“.
In der ersten Woche hatte ich keine Wirkung gemerkt. Und hatte in den Wochen vorher auch schon abgenommen, weil ich mehr auf meine Ernährung geachtet und wieder mit Sport angefangen hatte. Jetzt in der zweiten Woche hat mein Appetit gefühlt deutlich nachgelassen, insbesondere wenn es um zuckerhaltige Produkte geht. Ich hatte große Lust auf belgische Waffeln und die beste Ehefrau von Allen bereitete ihren fantastischen Teig zu. Wir stritten noch darüber, ob vier der Quadrate aus dem großen Waffeleisen eine oder vier Portien seien. Tatsächlich gab ich nach zwei Quadraten der wunderbaren mit Puderzucker verzierten Kunstwerke auf. Ich konnte nicht mehr weiter essen, mir war leicht übel.
Nach nunmehr zwei Wochen merke ich, das mein Appetit deutlich abgenommen hat. Nicht der initiale Appetit, wenn man plötzlich Lust auf eine große Portion Spaghetti kriegt. Sondern im Grunde der Hunger, der dann, wenn der Teller vor Euch steht, einfach schneller gestillt ist. Gefühlt esse ich mittlerweile einfach so 1/3 bis 50% weniger als vorher. Und zwar verstärkt abends. Ich war nie ein Frühstücker (Espresso mit Kippe …) oder Mittagesser (müsst Ihr nicht arbeiten?). Aber Abends habe ich dann gerne auch mal mehrere Portionen gegessen. Das gibt es jetzt nicht mehr. Faszinierend!
Liegt das jetzt sicher an dem Medikament? Kann ich nicht belegen. Vielleicht bilde ich mir das einfach erfolgreich ein. Aber selbst wenn, würde es für mich seinen Zweck erfüllen.
So, heute waren es genau 106 Kilo auf der Waage. Hoffentlich geht das so weiter, ich halte Euch auf dem Laufenden!