Wikipedia sagt, es gab Leben in s´Illot um 1100 vor Christus. Und zwar seien es um die 200 Einwohner gewesen. Viel hat sich dann nicht getan, heute sind es 249.
Über gefühlte Distanz
S´Illot liegt an der Ostküste Mallorcas, kurz hinter Port de Alcudia. Es ist einer der am weitesten entfernten Flecke Mallorcas, zu denen man von Palma aus hin aufbrechen kann. Der Vorteil wiederum ist, daß es über die Autobahn gar nicht so lang dauert, jedenfalls sich kürzer anfühlt als zum Beispiel ein Besuch in Manacor, das tatsächlich näher liegt.
Die Geister, die ich rief
Ich hatte die beste Ehefrau von Allen gebeten, Ausflugsziele zu finden. Bisher war ihr das Gott sei Dank selten gelungen, diesmal fand sie aber s´Illot. Von Pollença ist es auch „nur“ ein halbe Stunde. Aus Sicht von eingeborenen Mallorquinern also etwa eine Tagesreise. Ich durfte nachkommen und hatte zwei Stunden meine Ruhe. Leicht unpünktlich fuhr ich also los und es ging erstmal die übliche Strecke Richtung Alcudia. Der Küstenabschnitt zwischen Port de Pollenca und Alcúdia ist übrigens nicht nur für Kite Surfer spektakulär, das Panorama ist ziemlich sensationell!
Aus Pollença an den Atlantik?
Von da an wurde es dörflich romantisch, die kleine Straße, die sich am Meer durch den Ortskern schlängelte, wirkte wie ein südfranzösischer kleiner verträumter Küstenort. Me gusta!
Überhaupt, das liebe ich so an Mallorca. Du fährst eine halbe Stunde und bist in einer anderen Welt! Und das läßt sich ziemlich oft wiederholen und führt dazu, daß gewisse faule Ehemänner es ziemlich überflüssig finden, die Insel – außer für Autokäufe – zu verlassen. Also Freunde von mir …
Natürlich gab es keine Parkplätze aber danke eines geländegängigen Autos löste sich das Problem mehr oder minder legal. In dem festen Glauben, daß ein Abschleppwagen hier nicht durchkommen würde erreichte ich das kleine Restaurant, in dem wir verabredet waren.
Picknick in s´Illot
Ihr müsst hier übrigens – wie meistens auf Mallorca – nicht ins Restaurant gehen, sondern könnt auch einfach Picknick machen. Mehrere Tische und Bänke unter schattenspendenden Bäumen laden dazu ein!
Der Blick ist sensationell. Mein Foto gibt es leider nur unvollkommen wieder. Ihr schaut auf die komplette Tramuntana Kette, etwa in der Mitte liegt dann Port de Pollenca und die Bucht schließt sich dann im Süden wieder.
Ab ins Wasser!
Wer baden möchte, stürzt sich den kleinen Abhang hinunter (nicht wörtlich …) in die kiesige Bucht mit wunderbar klarem Wasser. Und wer auf den Felsen kraxeln möchte, die aussehen, als hätte das Kind einer Familie von Riesen nach dem Spielen das Aufräumen vergessen, kann sich auch austoben.
Überhaupt – ein super Ort für Kinder. Ob unter den Bäumen, am Strand, im Restaurant. Überall – wie meistens auf der Insel – sind Kinder gern gesehene Besucher. Ein riesiger Unterschied zu Deutschland!
Unsere Kellnerin freut sich, wie gut die kleinen Racker Spanisch sprechen und ich bin erstmal abgemeldet. Überhaupt, der Service ist echt nett. Erwartet bitte sonst gastronomisch keine Höchstleistungen, das ist ein Ausflugslokal. Und dem Inhaber gehören noch ich glaube 7 weitere in ähnlich tollen Lagen. Und die füllen sich alle entspannt auch ohne besondere Highlights in der Küche…
Essen in s´Illot? … Der Blick ist toll!
Wir sind mit 6 Personen da. Und bestellen bunt die Karte rauf und runter, so daß ich viel probieren darf.
Gambas al ajillo sind ganz gut. Vor allem krass ordentlich gepult! Das Fett offensichtlich frisch und der Garpunkt nahezu perfekt. Der Knoblauch hätte etwas mehr Röstaromen vertragen können. Aber völlig okay! Allerdings lassen sich 16 Euro dafür nur mit dem Blick verargumentieren!
Die Pimentos de Patron sind auch prima Was sie wirklich nicht immer sind. Fisch und Chips für die Kinder war okay, die Pommes sind ein bisschen matschig und der Eigengeschmack quasi nicht vorhanden.
Mutig hatte ich „Lechona“ bestellt, so heißt Spanferkel hier. Von „leche“, der Milch. Von diesem Tagesangebot war ich positiv überrascht! Es mag albern klingen, aber die Kartoffel war ein Gedicht. Wirklich! Die hat so richtig gut geschmeckt. Hatte die Textur einer jungen Kartoffel. Wären die Pommes doch aus der gleichen Knolle geschnitzt worden!
Das Spanferkel wurde geschichtet, ein bisschen wie eine Lasagne. Gut im Geschmack, schön zart, leichter Eigengeschmack, tadellos. Das gebratene Gemüse hätte man handwerklich etwas bemühter zubereiten können, war aber okay. Für 17 Euro war das absolut gut!
Eher nicht empfehlen würde ich die Chicken Wings, das können Andere besser … Die Chipirones, so heißen auf Spanisch die kleinen frittierten Baby Tintenfisch, waren eigentlich ganz gut. Aber leider innen wässrig. Ich vermute, sie kamen aus der TK, wurden aufgetaut und nicht ausreichend abgetropft.
Nachtische habe ich – Ihr habt es vermutet – gleich mehrere durchprobiert. Hausgemacht waren Tiramisu und Crema Catalana. Richtig gut war die Tarta d´Almendra mit dem wunderbar cremigen Haselnußeis. Wusstest Ihr eigentlich, daß dieser mallorquinischen Mandelkuchen tatsächlich nur aus gemahlenen Mandeln besteht? Da ist kein Mehl drin. Und übrigens auch keine Butter. Also ganz am Rande auch für Menschen, die kein Gluten vertragen, eine Köstlichkeit ohne Reue.
Der Coulant war wie erwartet, hier scheint die halbe Insel den gleichen Lieferanten zu nehmen. Schmeckt immer gleich und sieht gleich aus. Bisschen wie das McDonalds der Desserts. Aber ganz okay und man weiß, was man erwarten darf …
Also: Wenn Ihr bei fantastischem Blick und wirklich total anderer Atmosphäre als im Süden und Südwesten mal einen Nachmittag in s´Illot totschlagen wollt, dann wird Euch das hier gelingen. Gäbe es noch einen Spielplatz, wäre es der Hammer, vielleicht mal so als Anregung.
Um die kleinen Bewegungsfanatiker platt zu machen, könnt Ihr übrigens auch kleinere Wanderungen in der direkten Umgebung unternehmen. Das nur am Rande und nur aus der Theorie…
Die beste Ehefrau von Allen hatte irgendwo gelesen, es gäbe hier die besten Sonnenuntergänge der Insel. Damit ich ehrlich – oder korrekter – gutgläubig weiter behaupten kann, die wären in Portixol, sind wir einfach früher aufgebrochen!