Mia san Mia und anderer Unfug … Irgendwie bin ich nie mit München warm geworden. Eigentlich mochte ich München sogar nicht. Als Wahl – Norddeutscher war mir die überschwängliche Begeisterung,…
Mia san Mia und anderer Unfug …
Irgendwie bin ich nie mit München warm geworden. Eigentlich mochte ich München sogar nicht. Als Wahl – Norddeutscher war mir die überschwängliche Begeisterung, die mir in München für München entgegen schlug, eher suspekt. Meist von Zugezogenen. Die „echten Einheimischen“ sind vermutlich mittlerweile ja sogar in der Minderheit, zumindest trifft man gefühlt mehr auf die Neu-Münchener. Für mich waren Münchener immer Menschen, die bei egal welchem Wetter im Rest Deutschlands mit mehr oder weniger auffälligen Sonnenbrillen auftauchten.
Dieses euphorische „Mia san Mia“ ist ja auch ein Statement, das inhaltsleerer nicht sein könnte aber trotz alledem mit einer Überzeugung und Selbstverständlichkeit vorgetragen wird, als hätte es einen Inhalt.
Als ich in München lebte, habe ich nicht verstanden, was die Bewohner so toll daran fanden. Ich kam aus Potsdam – für mich eine der wirklich schönsten Städte Deutschlands und ein architekturhistorisches Kleinod und fand dann eine zwar schöne Innenstadt in München vor, die aber eher klein im Verhältnis zur Größe der Stadt ist. Und viele hässliche Gebäude aus den 60er bis 90er Jahren.
Ich hatte lange in Hannover gelebt. Die Leute, die ich dort kennengelernt hatte, schoben oft schon zu Beginn eines Gesprächs ein, dass sie natürlich nicht aus Hannover seien. In München genau anders herum: Jeder gab vor, aus „Minga“ zu sein. Ich fragte die Leute, was ihnen denn so in München gefiele. Die Antworten waren:
„Das Leben findet draussen statt“
Ja, das mag sein. Ist aber für einen aus Potsdam angereisten Neu-Münchner nichts Besonderes. In vielen Orten Deutschlands findet das Leben draußen statt. Zumindest im Sommer. Und da es in München durchaus viel regnet findet das Leben oft genug leider auch nicht draußen statt. Sondern in den meist schlecht renovierten kleinen Wohnungen, da damals schon der Münchner Mietmarkt der teuerste in Deutschland war.
2281 Sonnenstunden hat München im Jahr 2022 gehabt, Potsdam liegt mit 2089 nur unwesentlich darunter . 830,3 Liter Niederschlag pro m2 gingen 2022 auf München nieder, Potsdam schluchte nur 404,4 Liter pro Quadratmeter. In beiden Städten macht man sich mittlerweile mehr Gedanken über die zunehmende Trockenheit und versucht die Einwohner zum Haushalten mit dem kostbaren Nass zu bewegen. Alle Daten sind übrigens von wetterkontor.de.
„Italien ist nur einen Katzensprung weit weg“
Da fasst man sich ja ein bisschen an den Kopf, oder? Wenn ich nach Italien möchte, ziehe ich doch nicht nach München. Das sind ja selbst bis zum Gardasee, dem beliebten Badeloch der Münchner SUV – Gemeinde, locker 5 Stunden Autofahrt. Wenns keinen Stau gibt, den es fast immer gibt. Also ist das in etwa so, als ob ein Düsseldorfer sich damit brüsten würde, das Frankreich ja so nah sei … Alles nicht total falsch. Aber auch nicht so richtig überzeugend …
„Der Freizeitwert ist überragend – das Umland ist so schön“
Ja, fairer Punkt! Das Umland ist schön! Punto e basta! Der einzige Haken daran ist, das es fast 1,6 Millionen andere Autofahrer gibt, die das auch so sehen. Mit denen Du dann den Freizeitwert eines Staus auf der Autobahn genießen kannst. Oder Du zählst zu denjenigen, die gern um 4 Uhr aufstehen, damit sie schon um 9 auf der „Hütten“ sind. Also bevor die anderen Lycra – Jünger aufstehen.
Aber im Ernst: Die Seenlandschaft, die sogar halbwegs gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar ist, ist schon toll. Und wer Lust hat, sich wenig nachhaltig aber dafür richtig teuer mit künstlichem Schnee bespassen zu lassen, kann ja auch bis zum Münchner Schicki-Micki-Ressort Kitzbühel reisen.
Aber ich muß zugeben, das München eine schöne Stadt ist. Vielleicht nicht ganz so schön, wie Jedermann sagt. Vielleicht ist es etwas zu euphorisch, wie die Liebe zu dieser Stadt von jedem Bewohner zelebriert wird. Auf der anderen Seite ist es ja schön, wenn fast 1,6 Millionen Menschen sich gemeinsam in etwas positives hineinsteigern.
Egal wie, wir waren ein paar Tage hier. Und haben Temperaturen erlebt, die in Mallorca auch nicht höher waren. Unser Airbnb lag in der Ruppertstraße in Neuhausen, wenige Schritte von der U Bahn – Station Mailinger Straße entfernt. In der nächsten Umgebung mehrere tolle Bäckereien, viele schöne Restaurants. Breite baumgesäumte Straßen, eine wirklich schöne Wohngegend ist das hier.
Als wir ankamen waren wir erstaunt, da unsere Wohnung mehr einem Restaurant glich. Sehr stylish. Aber auch extrem dunkel. Vorm Haus rief es von einem Balkon sehr freundlich runter, ob wir die von Airbnb wären. Als wir das bejahten kam eine kurze Eintritts – Anleitung.
In unserer Wohnung war die Küche mit umlaufender Bar das zentrale Element. Ideal wirklich auch mit Kindern. Ungewöhnlich die vielen kleinen Tische drumherum, wir konnten den Nachwuchs verteilen auf Tisch 4-8. Tisch 1-3 haben wir für uns vorgesehen. Die anthrazitfarbenen Wände machten es nicht leichter, die anthrazitfarbenen Lichtschalter zu finden. Und die sehr angenehme, weil kaum wahrnehmbare Beleuchtung war in deutlichem Kontrast zum grellen Aussenlicht.
Ein etwas merkwürdiges Airbnb, aber schon eine schöne Unterkunft. Konzipiert war das ganze wohl als Coworking – Space. Als das nicht so richtig funktionierte wurde in Holiday Rental „umfirmiert“.
Von unserem Münchentrip ein paar Fotos, ich hoffe, sie gefallen Euch!